Long Covid ist ein Krankheitsbild, bei dem Symptome, die während oder nach COVID‑19 aufgetreten waren, über mehr als vier Wochen anhalten. Auch Kinder können Long Covid bekommen, selbst nach einer leichten oder asymptomatischen Infektion mit dem neuartigen Coronavirus SARS‑CoV‑2.
Die Liste der möglichen Symptome ist lang: Erschöpfung, Störungen von Konzentration, Gedächtnis oder Aufmerksamkeit, Störungen von Geruchs-oder Geschmackssinn, wiederkehrend Fieber oder Schüttelfrost, Gewichtsverlust, Atemnot, Husten, Kopfschmerzen, Brustschmerzen, Gelenks- oder Muskelschmerzen, Durchfall, Blut im Urin, Ausschläge, Herzklopfen, extrem tiefer Blutdruck, Schlafstörungen, Depressionen.
Die Häufigkeit von Long Covid bei Kindern ist noch nicht ganz klar. Eine britische Studie fand eine Häufigkeit von 9.8 % bei Kindern zwischen zwei und elf Jahren, und 13 % bei Kindern zwischen zwölf und 16 Jahren [1].
Die in der Schweiz oft zitierte „Ciao Corona“ Studie mit lediglich 2 % Long Covid bei Kindern ist leider methodisch völlig unzureichend und wird von Experten nicht anerkannt!
Wie lange diese Beschwerden anhalten, ist zum jetzigen Zeitpunkt natürlich unklar. Wichtig ist aber, dass nach Infektion mit dem ganz ähnlichen SARS-Virus (SARS‑CoV‑1) sehr viele Betroffene noch Jahre später an den Folgen litten [2] [3].
Oft wird vermutet, Long Covid sei psychosomatisch. Dies ist nicht der Fall. Kürzlich konnte eine französische Studie bei sieben Kindern mit Long Covid mit Hilfe einer [18F]‑FDG PET Untersuchung Störungen im Hirnstoffwechsel durchschnittlich fünf Monate nach der Infektion eindeutig nachweisen [4]. Diese Kinder waren akut während der Infektion nur leicht bis moderat krank gewesen. Man weiss mittlerweile, dass das neuartige Coronavirus SARS‑CoV‑2 neurotrop ist, d.h., es kann Gehirnzellen direkt infizieren. Es konnte weiter gezeigt werden, dass SARS‑CoV‑2 Zellen in Blutgefässen beschädigen kann. COVID‑19 ist eine Gefässerkrankung, die ausser der Lunge auch andere Organe betreffen kann.
Bei 1.25 Millionen Kindern in der Schweiz müssen wir davon ausgehen, dass ohne konsequente Schutzmassnahmen Zehntausende Kinder Long Covid erleiden werden. Man muss mit Schäden an verschiedenen Organen rechnen, wobei das Ausmass der Langzeitfolgen zum aktuellen Zeitpunkt noch völlig unbekannt ist. Viele Kinder dürften auch Jahre später – vielleicht ihr Leben lang – an den Folgen leiden, mit entsprechenden Folgen für ihre Lebensqualität und berufliche Integration. Eine solche Durchseuchung – wenige Monate, bevor die Kinder mit einer hochwirksamen, ungefährlichen Impfung geschützt werden könnten – muss unbedingt verhindert werden.
Dr. med. Maja Strasser, Fachärztin Neurologie.
Quellenangaben
[2] https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/415378
[3] https://globalnews.ca/news/404562/sars-10-years-later-how-are-survivors-faring-now
[4] https://link.springer.com/article/10.1007/s00259-021-05528-4