Brief an die Kantone

Arbeitsgruppe Kinder schützen – jetzt!
Mail: info@kinder-schuetzen-jetzt.ch
Web: kinder-schuetzen-jetzt.ch

Donnerstag, 14. Oktober 2021

An die Schweizerische
Erziehungsdirektorenkonferenz
Gesundheitsdirektorenkonferenz
An die Kantonalen
Gesundheitsdirektionen,
Bildungs- und Erziehungsdirektionen

Integriertes Schutz- und Testkonzept für eine sichere Volksschule und Forderung nach Mindeststandards für die obligatorischen Schulen der Schweiz

Sehr geehrte Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz Frau Silvia Steiner
Sehr geehrter Präsident der Gesundheitsdirektorenkonferenz Herr Lukas Engelberger
Sehr geehrte Direktorinnen und Direktoren

Behörden stehen im öffentlichen Fokus und unter Druck.

Im Spannungsfeld der Pandemie werden Schulen zwischen Ansprüchen und Erwartungen an die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler und der Forderung nach Freiheit zerrieben. Eltern wünschen sich ein Umfeld, welches ihren Kindern ein gesundes Aufwachsen ermöglicht. Die Meinungen gehen weit auseinander und die Brücken werden zunehmend brüchiger.

Am Dienstag, 21.09.2021, appellierte „Kinder schützen – jetzt!“ zusammen mit den  drei Elternorganisationen

auf dem Bundeshausplatz in Bern an die Regierung, endlich die gesetzlich festgeschriebene Pflicht zum Schutz unserer Jüngsten wahrzunehmen. In der Zwischenzeit ist in regem Austausch sowohl mit kantonalen Gesundheitsdirektionen als auch mit Elternorganisationen, Schulleitungen, Eltern von ungeimpften Kindern und Familien mit vulnerablen Personen ein Konzept für eine schweizweite Harmonisierung entstanden.

Wir sind hier als Brückenbauer.

Unser Vorschlag, die beigelegte Präsentation eines Integrierten Schutz- und Testkonzepts, unterstützt Eltern, Schulen und Behörden in der Bekämpfung der Pandemie. „Kinder schützen – jetzt!“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Kantonen sowohl ein Konzept als auch griffige Tools zur Verfügung zu stellen, welche dem aktuellen Stand der Wissenschaft entsprechen und sich leicht auf Gemeinde- und Schulebene anwenden lassen. Das Konzept dient der Vereinheitlichung von Schutzvorkehrungen und der Standardisierung von Massnahmen zur Erkennung und Isolierung von Infektionen. Basierend auf repetitiven Schultestungen und der nationalen Test-Trace-Isolate-Quarantine-Strategie (TTIQ) der SWISS NATIONAL COVID-19 Science Task Force schafft es einen Überblick über mögliche Massnahmen und deren Wirkungen.

Unser auf Schulen angepasstes schweizerisches Käsemodell veranschaulicht mit den Käselöchern die Tatsache, dass keine Massnahme (Käsescheibe) perfekt ist und dass erst die Kombination mehrerer Käsescheiben eine gute Schutzwirkung erzielen kann. Dafür zu sensibilisieren, dass wir zur Eindämmung der Pandemie auch in den Schulen eine ganze Reihe wirkungsvoller „Käsescheiben“ benötigen, ist eine gemeinsame Herausforderung für Bund, Kantone, Gemeinden, Schulen, Eltern, und für alle Schülerinnen und Schüler.

Der Bundesrat hat mit den schweizweit kostenlos zur Verfügung gestellten Pooltests eine wichtige Voraussetzung dafür geschaffen, eine Durchseuchung unserer Jüngsten in den Schulen zu verhindern. Mit der Anpassung der nationalen Testungsstrategie vom 11. August 2021 im Rahmen der Plattform TOGETHER WE TEST (togetherwetest.ch) leistet er einen wichtigen und für die Kantone kostenlosen Beitrag zur gezielten Unterbrechung von Infektionsketten.

Nun sind die Kantone gefragt, Massnahmen zu verordnen, welche von Gemeinden und Schulen einfach umgesetzt werden können.

Mit dem auf Schulen adaptierten „Käsemodell“ des Integrierten Schutz- und Testkonzeptes verfügen wir über ein anschauliches Tool, welches auf jeder Ebene – Kanton, Gemeinde, Schulen, Eltern und Kinder – einfach umgesetzt und kommuniziert werden kann.

Die Kantone stehen in der Verantwortung. Ein schweizweit harmonisiertes Schutz- und Testkonzept mit wissenschaftsbasierten Schutzmassnahmen verhindert Klassen- und Schulschliessungen. Schweizweit einheitliche Mindeststandards wie regelmässiges Testen,  Masken und gut durchlüftete Räume zur Verhinderung von Corona-Übertragungen via Aerosole sorgen für einen geregelten Ablauf in den Schulen und Familien und auch dafür, dass möglichst wenige Kinder erkranken oder durch Quarantäne der Schule fernbleiben müssen. Kinder haben ein Recht auf Bildung und körperliche Unversehrtheit und diesem Recht müssen wir stattgeben.

Unsere konkreten Forderungen aus dem Integrierten Schutz- und Testkonzept

1. Nationale Harmonisierung der Schutzvorkehrungen

Einigung auf Minimalstandards und Verordnen von entsprechenden Massnahmen zur Entlastung von Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern sowie Eltern und für einen Schutz, der nicht von der Postleitzahl abhängt.

2. Verantwortlichkeit

Verantwortung dort wahrnehmen, wo sie gesetzlich vorgesehen ist:

  • Bund bzw. GDK und EDK: Nationale Mindeststandards
  • Kanton (GD und BD): Verordnen entsprechender Massnahmen
  • Gemeinde/Schulen: Umsetzen der Massnahmen

3. Konkrete Forderungen für die Wintermonate: Schützen und Testen! 

  1. Repetitive PCR-Saliva-Pooltests 2x wöchentlich, flächendeckend schweizweit und auf allen Stufen der obligatorischen Schulpflicht. Konsequentes Nachtesten der ganzen Klasse bei auftretenden Fällen, gemäss Test-Trace-Isolate-Quarantine-Strategie (TTIQ).

  2. Schnellstmögliche Einzel-Nachtestungen von asymptomatischen Schülerinnen und Schülern (SuS) mit PCR-Saliva-Methode in der Schule, zur Entlastung der Eltern und Minimierung von Verzögerungen. Einzel-Nachtestungen von symptomatischen SuS gemäss kantonalen Vorgaben.

  3. Erleichterung „Maskenpflicht statt Quarantäne“ strikte nur für diejenigen Schülerinnen und Schüler, welche entweder geimpft sind oder an den repetitiven Testungen der vergangenen 14 Tage teilnahmen; diese Erleichterung ist jedoch nur dann zu gewähren,  wenn die gemittelte Inzidenz(a) im Schulalter (Altersgruppen 0-9 und 10-19 Jahre) die Inzidenz(a) der Gesamtbevölkerung im Kanton nicht deutlich übersteigt. 

  4. Schutz vor Corona-Übertragungen via Aerosole mittels schweizweiter Maskenpflicht für Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler in den ersten 2 Wochen nach den Ferien, danach Maskenbefreiung in grünen Zonen, d.h. für Klassen, in welchen während der vergangenen 14 Tage weder Fälle noch positive Pools auftraten, wobei die Maskenbefreiung ausschliesslich für Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler (SuS) gilt, welche entweder geimpft sind oder an den repetitiven Testungen der vergangenen 14 Tage teilnahmen.

  5. Schutz vor Corona-Übertragungen via Aerosole mittels schweizweiter Erhöhung der Luftqualität in Schulzimmern durch regelmässiges, kontrolliertes Lüften mit CO2-Sensoren. HEPA-Filter in grossen Klassen mit geringem Frischluftanteil.

  6. Einhaltung der Grundregeln wie Hygiene und Vermeidung der Durchmischung von Klassen/Kohorten.

  7. Fernunterricht und konsequente Isolierung für positiv-bestätigte SuS sowie Kontaktquarantäne für deren nahe Kontaktpersonen.

  8. Aufhebung der Präsenzpflicht und Möglichkeit für Fernunterricht für Kinder, die mit vulnerablen Personen im gleichen Haushalt leben (mit Arztzeugnis), schweizweit. Bedarfsgerechte Unterstützung des Fernunterrichts durch Leihgabe von Informatik- Hilfsmitteln.

  9. Aufhebung der Präsenzpflicht und Möglichkeit für Fernunterricht, wenn die gemittelte Inzidenz(a) im Schulalter (Altersgruppen 0-9 und 10-19 Jahre) die Inzidenz(a) der Gesamtbevölkerung im Kanton „wesentlich“ übersteigt (Faktor 2-3 TBD, Inzidenz- gesteuerte Aufhebung der Präsenzpflicht). Hier sind die Erziehungsberechtigten hauptverantwortlich für eine angemessene Betreuung, so dass der Fernunterricht bei SuS nicht zu Lernrückständen führt.

(a) Relative Häufigkeit von Neuinfektionen.

Wir danken Ihnen herzlich für die Aufmerksamkeit und sind jederzeit gerne für Sie und Ihre Mitarbeitenden da.

Freundliche Grüsse

Arbeitsgruppe Kinder schützen – jetzt!

Mail: info@kinder-schuetzen-jetzt.ch
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