Die Fallzahlen explodieren, Kinder werden aufgrund ungenügender Schutzmassnahmen in Schulen, Kindergärten und Kitas durchseucht. Obwohl die Schulen zu Corona-Drehscheiben geworden sind und die hohen Inzidenzen im Schulalter sowohl die Kinder als auch ihre Familien gefährden, schieben Bundesrat und Kantone die Verantwortung noch immer hin und her.
Enttäuscht über das Nicht-Handeln der Behörden forderten Elternorganisationen auf dem Rathausplatz in Bern erneut ein wirksames Schutzkonzept für Schulen, Kindergärten und Kitas. Zudem wiesen sie auf die Dringlichkeit eines Impfangebots auch für Kinder unter 12 Jahren hin. Angesichts eines Long Covid – Risikos von mindestens 3% sei es ethisch nicht vertretbar, dass die Schweiz die Zulassung bzw. Empfehlung der Kinderimpfung verzögere, zumal in den USA bereits mehr als 4 Millionen Kinder geimpft sind, keine neuen relevanten Sicherheitsmeldungen aufgetaucht sind und auch die EMA und die österreichische NIG die Kinderimpfung bereits zugelassen/empfohlen haben.
Gemeinsame Aktion für die Kinder und ihre Familien
Bei der gemeinsamen Aktion für den Schutz der Kinder und ihrer Familien standen die Organisationen Kinder schützen – jetzt!, protect-the-kids.ch, sichereschule.ch, bildungabersicher.ch und makehumantechnology.org am Freitagnachmittag mit je einer Vertretung den Medien zur Verfügung.
Mit umfassendem, neuem Informationsmaterial orientierten sie über die medizinischen und epidemiologischen Risiken der seit Wochen ungebremsten Ausbreitung von SARS-CoV-2 in den ungeschützten Altersgruppen von Kindern und Jugendlichen.
Prävention und Käsemodell für Schulen
Die Elternorganisationen forderten Bund und Kantone gemeinsam auf, endlich ihre Verantwortung wahrzunehmen und an den Schulen die bekannten, präventiven und wenig invasiven Massnahmen anzuordnen. Die Früherkennung und Isolierung von Infektionen mit Hilfe eines flächendeckenden repetitiven Testens auf allen Stufen ermögliche es dabei längerfristig, möglichst niedrige Inzidenzen zu erreichen und zu halten, ohne die Labore zu überlasten.
Gemäss ihrem «Käsemodell» für Schulen erreiche man eine deutlich höhere Schutzwirkung durch die Kombination mehrerer Schutzmassnahmen. Dazu gehörten eine Maskenpflicht auf allen Stufen, der Schutz gegen Aerosole durch kontrolliertes Lüften mit CO2-Sensoren und Luftfiltern, das repetitive Testen und ein konsequentes TTIQ (Test Trace Isolate Quarantine) bei positiven Pools sowie identifizierten Infektionen.
Kontrollverlust droht in den Schulen
Um den totalen Kontrollverlust in den Schulen zu verhindern und die Ausbrüche so rasch als möglich einzudämmen, müssten die Kantone griffige Massnahmen gemäss Käsemodell unverzüglich anordnen, denn die hohen Fallzahlen führten bereits zur Überlastung der Labore und verunmöglichten eine zuverlässige Kontaktnachverfolgung.
Zu den am schnellsten und am einfachsten umsetzbaren Massnahmen gehöre eine allgemeine Maskenpflicht, deren Wirksamkeit im praktischen Einsatz an einer Zürcher Schule nachgewiesen wurde. Angesichts der viel zu hohen Inzidenz im Schulalter forderten die Elternorganisationen zudem die sofortige Aufhebung der Präsenzpflicht in Kombination mit Hybridunterricht. Die gekoppelte Durchführung von Präsenzunterricht und Fernunterricht im Hybridunterricht ermögliche eine Reduktion der Personendichte in den Schulzimmern und ergebe die notwendige Flexibilität bei unterschiedlichen Bedürfnissen von Schülerinnen und Schülern hinsichtlich Präsenzunterricht bzw. erhöhtem Schutz vor Infektion, insbesondere auch für Familien mit vulnerablen Personen.
Brandbrief einer Mutter
In ihrem am 3. Dezember 2021 veröffentlichten Brandbrief prangert eine Mutter die Untätigkeit der Behörden an: «Wieso bringt man Eltern hier in der Schweiz in eine solche Situation, sich dermassen hilflos und ohnmächtig zu fühlen? Sich selbst und die eigenen Kinder nicht schützen zu können? Es grenzt wohl schon fast an einen Zwang, die Präsenzpflicht unter diesen Bedingungen aufrecht zu erhalten! Nichts wird unternommen, damit Eltern ihre kleineren schulpflichtigen Kinder, die Grosseltern und sich selbst schützen können.»
Sie schliesst ihren Brief mit deutlichen Worten an die verantwortlichen Behörden: «Es ist höchste Zeit aufzustehen und sich zu wehren – für die Gesundheit unserer Kinder und von uns Eltern! Es ist nicht mehr tragbar, diese Ohnmacht zu ertragen, sich und seine Kinder – unter behördlichem Druck – nicht einmal schützen zu dürfen!